Ihr habt selten einen so einseitigen Artikel gebracht wie jenen über Simbabwe im Heft 10/2002 – so ganz ohne historische Perspektive kann man über dieses Land nicht schreiben; es fehlt jedweder Hinweis auf die brutale Landnahme ab Ende des 19. Jhds durch zumeist britische Siedler, die zuletzt weit mehr als die Hälfte allen guten Agrarlandes besaßen; nach einem erbitterten Unabhängigkeitskrieg stimmte schließlich Mugabe 1980 dem Lancasterhouse-Abkommen zu, in dem der weißen Minderheit große Privilegien und Rechte, u.a. die Unantastbarkeit des Besitzes, auf zehn Jahre eingeräumt wurde, wo aber auch ausgemacht worden war, dass Großbritannien einen großzügigen Fonds einrichten werde, um Land freiwillig abzukaufen – das geschah freilich nur halbherzig. Allerdings stimmt es, dass Mugabe die Landreform auch verzögert hat und oft seine Freunde, die „Nomenklatura“, von den Landverkäufen profitiert haben. Doch das Problem einer extrem ungleichen, zudem rassistischen, Landverteilung (auch in Südafrika und in Namibia) muss einmal gelöst werden.
Schließlich fehlen die Hinweise, dass Simbabwe nach relativ guten 80er Jahren in den 90er Jahren von der allgemeinen afrikanischen Krise betroffen war: Sinken der Rohstoffpreise, Schuldenspirale; die Strukturanpassungsprogramme von IWF und Weltbank brachten Privatisierungen, Kürzungen der Staatsausgaben für Erziehung und Gesundheit, was Tausende Arbeitslose zur Folge hatte; dazu kam die Konkurrenz der südfrikanischen Industriewaren für die Industrien Simbabwes nach 1990 und nicht zuletzt AIDS – von all dem ist im Artikel nicht viel zu finden.
Was letztlich nicht heißen soll, dass Mugabe auch einiges hausgemacht hat, dass er längst wie andere afrikanische Staatschefs hätte in den Ruhestand treten können.
Richard Langthaler
Afrikareferent der ÖFSE
1090 Wien